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Der Lebenslauf des

Helmold von Bosau


Um 1120Helmold wird vermutlich im Harzvorland geboren. Vielleicht als Sohn eines Bergmanns am Rammelsberg bei Goslar. (Detailkenntnisse der Landschaft und der Fachleute vom Rammelsberg)
1127Vizelin gründet in Faldera das Augustinerchorherrenstift Neumünster.
1134Helmold ist vermutlich dabei wie Vizelin und Kaiser Lothar III. auf dem Segeberger Kalkberg anwesend sind. Möglicherweise hilft Helmolds Vater beim Bau der Siegesburg auf dem Kalkberg (Alberg).
1134-38Helmold wird in der neugegründeten Klosterschule am Fuß des Kalkberges seinen ersten Unterricht genossen haben.
1138Als der Wendenfürst Pribislaw den Burgflecken Segeberg und das Kloster zerstört flieht Helmold vermutlich mit den Mönchen nach Neumünster zu Vizelin.
Von dort beobachtet er mit den Anderen den Winterfeldzug des von den Askaniern in Nordelbien eingesetzten Grafen Heinrich von Badwide in Wagrien.
1139Wohl Anfang des Jahres wird Helmold zu weiteren Studien nach Braunschweig geschickt. Hier wird er vor allem von seinem Lehrer Gerold aus Schwaben geprägt, der ein welfischer Hofkaplan am durch die Kaiserwitwe Richenza gelenktem Herzogshaus war.
1141Tod von Richenza, der Witwe des Kaisers Lothars III.v.Supplingenburg, und ihre Bestattung in Königslutter. 1135 begonnen, 1141 wohl die Ostteile mit Querhaus eingewölbt, das Langhaus erst um 1150 flachgedeckt fertiggestellt.
1143Helmold kehrt vermutlich nach Neumünster zurück.
Er erlebt die Neugründung des Segeberger Stifts in Högersdorf mit.
Der Versuch von Graf Adolf II. auf dem südlich von Alt-Lübeck gelegenen Werder Bocu die neue deutsche Stadt Lübeck zu gründen beeindruckt Helmold.
1147Wendenfürst Niklot zerstört die Vorstadt von Segeberg.
Helmold erlebt in Neumünster eine Hungersnot.
1149Vizelin wird der erste Bischof des wieder eingerichteten Bischofssitzes in Oldenburg.
968 von Otto I. eingerichtet, 1066 im Wendenaufstand des Blusso untergegangen.
Weihe des Bethauses in Högersdorf (Cuzalina)
1150Erste Urkundliche Erwähnung Helmolds, er wird als Diakon bezeichnet.
(SHRU I,89 S.45 zu 1150, Sept.25: "Helmo(l)dus diaconus")
(SHRU = Schleswig-Holstein Regesten und Urkunden)
1150Vizelin erhält Bosau mit dem Vorwerk Dulzanitza als Sitz & Tafelgut.
Errichtung einer Holzkapelle in Oldenburg durch Vizelin.
1151Baubeginn einer Rundkirche mit d=15m (Innen) in Bosau durch Vizelin.
In Oldesloe läßt Vizelin mit dem Bau einer Feldsteinbasilika beginnen. (Im Schnitt Oldenburg sehr ähnlich)
1152Tod des Thetmars von Högersdorf.
1152Kirche und Bischofshaus in Bosau als im Bau erwähnt. (Gilt als Gründungsdatum)
Der angebauter Chor (Breite innen = 4.3m, Länge innen mind. 5.5m) wird wohl noch zu Lebzeiten Vizilins fertiggestellt. Der Rundbau wird nie Vollendet.
Vizelin erleidet einen Schlaganfall der ihn lähmt.
1154Vizelin stirbt in Neumünster.
1155Helmolds Lehrer Gerold wird von Herzog Heinrich dem Löwen als neuer Bischof von Oldenburg bestimmt. Gerold folgt Vizelin aber nicht als Abt von Neumünster.
1156Anfang des Jahres nimmt Bischof Gerold Helmold auf seine Visitationsreise in Wagrien mit. In Oldenburg weiht Bischof Gerold den von Meister Bolchart aus Flandern erbauten Dom. Flachgedeckte Basilika mit Chorquadrat und Apsis. Im Langhaus einfacher Stützenwechsel (2 Pfeiler, 3 Säulen/Achteckpfeiler), 3 "Joche". (Süsteren, Goslar?) Erster Backsteinbau in Wagrien.
Bald danach wird Helmold als Pfarrer in Bosau eingesetzt, der einzigen Intakten Pfarre im wagrischen Sprengel.
Gerold setzt die Rückverlegung des Konvents von Högersdorf nach Segeberg durch.
Neubau oder Wiederaufbau der Kirche in Backstein. Kreuzförmige Basilika des gebundenen Systems mit drei Langhausjochen und Haupt- und Nebenapsiden.
1157Lübeck wird durch ein Feuer nach einem Überfall völlig zerstört.
Gerold hält sich öfter in Bosau bei seinem ehemaligen Schüler Helmold auf. Der von Vizelin begonnene Rundbau in Bosau wird aufgegeben. Der von Gerold nach einem Planwechsel vollendete (um 1156-1160 ?) Bau war vermutlich eine kleine flachgedekte Basilika (Langhaus 10x10m, Gußmauern mit segeberger Gips) mit eingezogenem Chor, runder Apsis und rundem Westturm. Die Fundamente des Choranbaus tragen die neuen Mittelschiffswände.
um 1158Bau einer Kapellenartiger Kirche in Plön, vermutlich mit Ziegeln.
1159Lübeck wird von Heinrich dem Löwen Neugegründet.
1160Bischof Gerold erreicht, daß der Bischofssitz von dem recht verlassenem Oldenburg in das aufstrebende Lübeck verlegt wird.
Um diese Zeit wird in Ratzeburg mit dem Neubau des Backsteindomes begonnen.
1161Erwähnung einer Marktkirche in Lübeck (St.Marien oder am Hafenmarkt?)
1163Weihe der Klosterkirche in Neumünster. Zum Teil aus Backstein gebaute kreuzförmige flachgedeckte Pfeilerbasilika mit Kastenchor.
Gerold stirbt nach längerem Krankenlager in Bosau und wird in Lübeck im noch hölzernen Dom bestattet. Nachfolger im Amt wird sein Bruder Konrad , der Abt des Zisterzienserklosters Riddagshausen bei Braunschweig.
1163-68Helmold verfaßt das Erste Buch seiner Slawenchronik.(Kap.1-95)
1164Graf Adolf II. stirbt am 6.Juli.
1168König Waldemar I. von Dänemark unterwirft im Spätsommer die Ranen auf Rügen.
Erzbischof Hartwig stirbt im Herbst.
1170Helmold wird in einer Urkunde des Bischofs Konrad als Zeuge genannt.
(UBBtLüb.I,9 S.14 zu 1170, Nov. 21.)
Helmold wird in der Urkunde als "praepositus" bezeichnet. Möglicherweise bestand in Bosau ein Kanonikerstift unter seiner Aufsicht, das 1177 in das Kloster St.Johannis in Lübeck umgewandelt wurde.
Erste Erwähnung der Kirchen St.Marien und St.Petri in Lübeck.
1171-72Helmold verfaßt das zweite Buch seiner Slawenchronik.(Kap.96-110)
(Ende 1171 bis Sommer 1172)
1171Verhandlung zwischen Hzg. Heinrich und Kg. Waldemar an der Eider (Ende Juni)
1173Grundsteinlegung des Backsteindomes in Lübeck. Bis 1180 Fertigstellung der Ostteile mit dem Querhaus.
1177Helmold wird in der Gründungsurkunde des Johannisklosters in Lübeck als "presbyter" erwähnt.
(SHRU I,136 S.70 f.zu 1177 : Gründungsurkunde des Lübecker Johannisklosters.)
um 1180Vermutlich Helmolds Tod, der bis zum Schluß in Bosau bleibt.
vor 1200Umbau von Bosau zu einer Saalkirche. Verlängerung nach Westen und Bau eines Rundturms (Der 1627 zerstörte Turm wird 1662 rechteckig neu aufgebaut).
1210Arnold von Lübeck, 1.Abt des Johannisklosters in Lübeck (1177-1212), beendet seine "Chronica Slavorum" wobei er Helmolds arbeit ergänzt und weiterführt.
Um 1255 Eine Handschrift des Helmold wird mit der des Arnold vereinigt, diese wird Vorlage für die älteste erhaltene Handschrift des Helmolds, die in der Universitäts Bibliothek in Kopenhagen liegt.
1472Wurde eine Abschrift der in Kopenhagen liegenden gemacht die jetzt auch dort liegt.
Eine weitere Abschrift des 15.Jh. der Vorlage von 1255 liegt in Lübeck.
1556Erster Druck durch Sigismund Schorkel bei Peter Brubach in Frankfurt a.M. mit einer Widmung für Herzog Johann Friedrich v.Stettin. Neuauflage 1573
1581Neudruck durch Reineri Reinecci, der Schorkels Ausgabe etwas verbessert.
-Heutige Drucke:
1963"Hemold von Bosau, Slawenchronik",
neu übertragen von H. Stoob, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe, Lateinischer und deutscher Text parallel.
Band 19, (1963 - Übersetzung durchgesehen).
1985"Helmold Chronik der Slawen",
in der Reihe: "Historiker des deutschen Altertums"
beim Verlag Phaidon in Kettwig.
ISBN 3-88851-102-X (ca.25 DM)

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