Das Zisterzienserkloster in Reinfeld hatte für die Unterbringung hochrangiger Besucher ein Gästehaus, das sogenannte Jagdhaus, Herzogsgemach oder Herrenhaus. Heinrich Rantzau übermittelte 1579 seinem König, Friedrich II. von Dänemark, einen Grundriß des "alten Herrenhauses", daß als Unterkunft bei Jagten diente. Dieses war Baufällig und sollte instandgesetzt werden. Text unter dem Grundriß des Reinfelder Herrenhauses:
Abriß der Alten Heren Hauß zum Reinfelde dar inne die Alten Herren und Graffen gelegen wan sie uff der Jagt gewesen.
(Nachweis: Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt.65.1, Nr.186, Relation des Statthalters Heinrich Rantzau an Friedrich II.v.DK von 1579, Beilage.)
In Dänemark wird an Rygard um 1530 der erste Treppenturm nachgewiesen. In Schleswig-Holstein mag der 1976 ergrabene Grundriß von Alt-Wensin bei Schierau in Kreis Plön den ältesten erfaßbaren Treppenturm darstellen, wenn auch zunächst mit einer Rampe ausgestattet. Auch die innere Aufteilung des Hauses, der Wandel vom Einraum zur Aufteilung in Einzelräume mit unterschiedlichen Aufgaben (appartement), vollzog sich in Nordeuropa bei den großen ländlichen Wohnbauten (Burgen, Schlößer, Herrenhäuser u.a.) erst im 16.Jh. entgültig. In Schleswig-Holstein haben sich dabei vor allem Grundrisse der Mehrfachhäuser als älteste Beispiele erhalten. Sie werden hier im Allgemeinen als Ausdruck der gotischen Traditionen angesehen, die in unruhigen Zeiten noch im Barock wegen ihrer vermeintlichen Wehrhaftigkeit verwendet werden. In der Renaissance werden vermehrt Drei- und Vierflügelige Bauten errichtet deren Kern möglicherweise auf Grundrisse wie den von Reinfeld zurückgehen. Obwohl Heinrich Rantzau 1579 das Haus als Renovierungsbedürftig beschreibt scheint es erst aus der Zeit um 1530 zu stammen und so ein Beispiel für die Zeit des Übergangs von den mittelalterlichen Bautraditionen der Gotik zu den neuen Ideen aus Italien und Frankreich der Renaissance (wenn auch noch im gotischen Gewand) darzustellen.Text des dazugehörigen Briefes:
"Demnach E. König. Mayst. mich auch gnedigst befohlen, ein gemach zum Reinfelde zu zurichten lassen, als hab ich bei dem Abt die befürderung getan, das das haus, das Hertzog Adolfen von Holsten inne gelegen, widerumb wird zugerichtet, und hoffe es soll gegen die künftige Ostern fertig werden. Es ist eine gelegene Küche und Keller darin, und wird zerteilet in gemacher wie mein haus zu Segeberge. Jedoch wird es grösser das Euwer König. Mayst. und andere herin so bescheiden werden darin liggen können, wie E.Kön.Mayst. den Abriß oder Muster desselbigen hiebeiliggendt gnedigst zubefinden, Es wehre auch zu desto schleuniger verfertigung angezeiget haus nicht undienlich, das E. König. Mayst. durch ein klein schreiben gnedigste erinnerung an anzeigen hetten thuen lassen, So soll es alsdan ahn meine fernere beforderung nicht mangelen und wirt dem Abt über 300 thall nicht kosten, So hatt E. König. Mayst. alsda einen gelegenen ort, dar frembde heren mit ihren gemahlen liggen können." Segeberg den 19.Dezember 1579.
schlaff- kamer |
Königin gemach |
Drabantenhall | Königliche gemach |
schlaff- kamer |
neben- kamer |
neben- kamer |
Eingang |
Baugeschichte des Schloßes zu Pinneberg | |
1382 | Ein Vorgänger der Burg ist an einer anderen Stelle vorhanden. |
1472 | Die Burg wird an die jetzige Stelle verlegt. |
1568 | Die Burg in Pinneberg wird statt der Hatzburg die Residenz der Schauenburger Grafen. |
ca.1570/85 | Ausbau oder eher Neubau des Schloßes. Renaissance Giebel mit Halbrundbögen. |
1588 | Abbildung auf der von Daniel Freese gemalten "Landtafel" der Grafschaft Pinneberg (Schloß Bückeburg). |
1610/13 | Neubau der Anlage auf Anordung Graf Ernst III. zu Bückeburgs durch M.Erich Reinharts. Der Bau hatte je eine große Außen- und Innentreppe, außerdem wurden vier große Kamine für das Schloß mit dem Schiff nach Wedel geliefert. |
1612 | Der Maler Hieronymus wird mit der Ausmalung des Schloßes beauftragt. (3.Juli) |
1627 | Die Anlage wird von Wallenstein erobert. |
1638 | Der Bau größerer Wallanlagen wird angeordnet und wohl auch ausgeführt. (Staats-Archiv A x 86) |
bis 1640 | Sitz der Grafen, danach Besitz des Königs. |
1657 | Im "Polackenkrieg wird das Schloß von den Schweden verbrannt. |
nach 1657 | Zeichnung der Ruine. (Reichsarchiv Kopenhagen) |
1662 | Landschreiber Peter Siecken und Baumeister Heinrich Klünder reichen Zeichnungen zur Widerherrstellung der Ruine ein, die möglicherweise auf Pläne von Gebhard Titgens zurückgehen. |
1720 | Das Schloß wird abgerißen |
1736 | Karte mit eingezeichnetem Burgplatz = 170 x 220m. |
Landesarchiv Schleswig Abt.3 (ehem.Staats-Archiv A x 86) Briefe aus Bückeburg, 16.9.1610 und 3.7.1612. | |
1943 | L.Petersen, ZSHG 70/71, 236 ff. |
1961 | Die Kunstdenkmäler des Kreises Pinneberg, W.Teuchert, Seite 234 |
1980 | Peter Hirschfeld, "Herrenhäuser und Schlößer in Schleswig-Holstein." |
Vergleiche auch:
Später hat man die häufig durch einen Treppenturm vor der Halle stattfindende Erschließung der Stockwerke in das Gebäude gezogen, so das man durch den Haupteingang zunächst eine Halle betrat die eine oftmals repräsentative Treppenanlage beherbergte. Von dort gelang man in den Ball oder Gartensaal, der oft oval war oder zumindest abgewinkelte Ecken oder ein ovales Muster im Fußboden besaß und sich durch Türen und Fenster zum rückwärtigen Garten öffnete. Links und rechts erschlossen sich abgeschiedenere und privatere Gemächer, durch die Tiefe der immer größer werdenden Bauten begünstigt, zumeist zweizügig und später häufig durch einen mittig gelegenen Gang erschlossen. Hier mögen auch Erfahrungen aus den Entwicklungen im Konzept der hintereinanderliegenden Mehrfachhäusern eingeflossen sein. Jedenfalls ist hier eine Entwicklungslinie aus dem an der Längswand erschlossenem nördlichem Urhaus über die Einführung von Kammern an den Enden links und rechts der Haupthalle in der Spätgotik oder spätestens mit der Renaissance (um 1530/45 in Nordeuropa) hin zum Schlossplan des Barocks mit Gartensaal und Eckpavillons vorstellbar.
Parallel verläuft in Norddeutschland möglicherweise eine Entwicklungslinie im Bauernhaus, wo die eine Seite des Hauses dem Vieh und die andere Seite den Menschen zugeteilt wird. An der Seite der Menschen werden später ebenfalls Kammern angefügt, als man zum Heizen im Winter vom offenen Feuer zum Ofen übergeht. Das Vieh wird recht spät vom zentralen
Erschließungsraum durch eine Wand abgetrennt, wodurch der gleiche Raum, der im Schloss zum Garten- oder Ballsaal wird, im Bauernhaus zum reinen Flur degradiert wird.
Die Entwicklung in reinen Wohnhäusern verläuft ähnlich, wobei sich hier ein
symmetrischer Grundriß mit je zwei Räumen links und rechts eines mittleren Flures, der das Haus durchquert, bildet. (Möglicherweise das Vorbild des nordamerikanischen sogenannten "I House".)
Wo der Platz nicht reicht, etwa auf den schmalen aber tiefen Grundstücken in den Städten, wird nur eine Seite gebaut, wobei sich hier die Entwicklung mit dem Typ des Saalgeschosshauses des Kaufmanns und Handwerkers in seiner späteren Ausbildung verbindet.
Ein später Verwandter dieses Grundrisses begegnet uns heute noch häufig bei vielen Reihenhäusern.
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